Bernadette Fritzsch, October 22, 2019
Frauen sind bei den Research Software Engineers - wie auch in anderen Bereichen der Informatik - stark unterrepräsentiert. Im Rahmen der deRSE19 organisierten daher Bernadette Fritzsch (AWI) und Dagmar Krefting (HTW) am 04.06.2019 einen Workshop, um die Gründe dafür zu diskutieren und Wege aufzuzeigen, wie das geändert werden kann. Am Workshop nahmen 9 Frauen und 4 Männer teil, aus verschiedenen Altersstufen und Karrierephasen.
Zur Eröffnung präsentierte B. Fritzsch die Ergebnisse einer Umfrage in der RSE-Community. D. Krefting stellte in einem Impulsvortrag einige Thesen auf der Basis von [1,2] zum Thema Diversität zur Diskussion.
Bereits bei der Vorstellungsrunde wurden viele Aspekte angesprochen, die Frauen in ihrer Entscheidung beeinflussen können, im Bereich der Softwareentwicklung arbeiten zu wollen. Als förderlich wurden immer wieder Mentor*innen genannt, wohingegen prekäre Arbeitsbedingungen eher abschreckend wirken.
Im Workshop wurden drei Fragen mit der Methode World Cafe diskutiert. Einige Ergebnisse, die ausführlicher im Workshopbericht nachzulesen sind, sollen hier kurz dargestellt werden.
Studentinnen sollten frühzeitig angesprochen und in die Entwicklung von Forschungssoftware einbezogen werden z.B. über eine studentische Hilfskraftstelle. Wichtig erschien uns eine Entmystifizierung von Softwareentwicklung als etwas, was nur Nerds können. Programmieren ist auch “on-the-job” erlernbar. Vorbilder sind hier hilfreich.
Um Frauen für eine Stelle zu interessieren, sollten die Ausschreibungen nicht mit zu vielen Anforderungen überladen werden, selbst wenn diese nur als “erwünscht” ausgewiesen sind. Stärker als die Technik sollte die Motivation des Arbeitsthemas herausgestellt werden.
Für alle Mitarbeiter*innen sind eine langfristige Berufsperspektive und die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie ein wichtiges Kriterium. Um Familienarbeit als gemeinsame Aufgabe der Partner darzustellen, sollten diesbezügliche Angebote aber Mitarbeiter*innnen unabhängig vom Geschlecht unterbreitet werden.
Wichtig ist die Anerkennung der Kompetenzen durch Kolleg*innen und Führungskräfte. Für einen guten sozialen Umgang miteinander kann ein Code of Conduct helfen.
Jobperspektiven wie Entfristung oder ein guter “Backup”-Plan erhöhen die Chancen, dass Frauen dabei bleiben.
Weibliche Führungskräfte als Vorbilder und Mentoring sind nicht nur beim Einstieg, sondern auch später - insbesondere bei der Änderung der Lebens- und Karrieresituation - wichtig.
Mehr Diversität fördert mehr Selbstreflexion und kann gegen eingefahrene Denkmodelle helfen. Gruppen mit hoher Diversität werden meist von außen als einladender erfahren. Um dahin zu kommen, gibt es einige Herausforderungen zu meistern. Insbesondere einzelne Frauen in ansonsten reinen Männergruppen brauchen dabei Unterstützung und Stärkung, die in einem guten Netzwerk geleistet werden kann.
Diversität kommt nicht “von alleine”, sondern muss durch aktive Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen gefördert werden. Eine davon ist die Vernetzung von Frauen untereinander. Unter dem Dach des de-RSE e.V. gibt es jetzt eine Mailingliste derse_women@listserv.dfn.de und einen Kanal derse-women unter RocketChat bei der GWDG (https://chat.gwdg.de) für Frauen. Wer Interesse daran hat, melde sich bei Bernadette.Fritzsch@awi.de.
Update 2023-12-06: Wir nutzen nun Matrix als Chatplatform. Wie ihr sie nutzen könnt, haben wir auf einer Seite zu Matrix dokumentiert.
[1] z.B. Holtzblatt, Karen & Marsden, Nicola. (2018). Retaining Women in Technology Uncovering and Measuring Key Dimensions of Daily Work Experiences. 10.1109/ICE.2018.8436351.
[2] https://www.scientificamerican.com/report/how-diversity-empowers-science-and-innovation/