The TeachingRSE collaboration, October 8, 2024
Noch vor etwas mehr als einem Jahrzehnt gab es den Begriff Research Software Engineer (RSE) noch nicht. Inzwischen wird der Begriff zunehmend allgemein akzeptiert und Forschungseinrichtungen stellen „RSEs“ ein, um Fähigkeiten zu vermitteln, die sie dringend benötigen, um moderne Forschung zu unterstützen und durchzuführen.
Was definiert einen RSE?
Was oder wer genau ist ein RSE? Bittet man drei Personen um eine Definition von RSE, und abgesehen von den gebräuchlichen Wörtern „Software“ und „Forschung“ wird man wahrscheinlich drei verschiedene Antworten erhalten. Das liegt daran, dass der Bereich, in dem RSEs arbeiten, und die Arbeit, die sie möglicherweise verrichten, nicht immer einfach zu definieren sind, ebenso wie ihre grundlegenden Kompetenzen.
RSEs besetzen einen bisher „verborgenen Bereich“ – die große Lücke zwischen der Arbeit von Forschenden in einer akademischen Einrichtung und der Arbeit von professionellem Servicepersonal, dessen Rollen alles von Finanzen und Studentenverwaltung bis hin zum Managen von Unternehmenscomputerinfrastrukturen umfassen können. Während die Arbeit eines RSE natürlich auch Softwareentwicklung umfasst, haben RSEs am einen Ende des Spektrums Rollen, die denen von Forschenden sehr ähnlich sind. Am anderen Ende des Spektrums ähnelt die Rolle eines RSE sehr stark der von professionellen Softwareentwicklenden, der in einem Industrieumfeld arbeiten. Obwohl ein RSE zweifellos Software schreibt, wird diese Rolle durch ein viel breiteres Spektrum an Fähigkeiten, Kompetenzen und Erfahrungen definiert.
Allgemeine Definitionen eines RSE können hilfreich sein – eine gängige Definition dieser Art hebt im Allgemeinen hervor, dass „ein RSE jemand ist, der spezielle Softwareentwicklungsfähigkeiten anwendet, um Forschungsaufgaben zu unterstützen und durchzuführen“. Obwohl diese Definition nicht falsch ist, verdeckt sie dennoch eine enorme Komplexität, die einer ausführlicheren Diskussion bedarf.
Die grundlegenden Kompetenzen eines RSE
Angesichts dieses komplizierten und sich rasch entwickelnden Bereichs haben sich die Autoren von arXiv:2311.11457 (Update: nun unter offenem Peer-Review bei F1000Research), der „TeachingRSE Kollaboration“, vorgenommen, die grundlegenden Kompetenzen eines Research Software Engineers besser zu verstehen und zu identifizieren.
Das ursprüngliche Team aus Heidi Seibold, Jeremy Cohen, Florian Goth, Philipp Schäfer und Samantha Wittke veranstaltete auf der deutschen RSE-Konferenz im Februar 2023 in Paderborn (deRSE23) einen Workshop mit dem Titel „Teaching and Learning Research Software Engineering“, der zur Diskussionen anregte, was genau die Kompetenzen eines RSE sind. Die Community wurde frühzeitig durch mehrere Workshops integriert (auf der deRSE23 in Paderborn, der un-deRSE23 in Jena und der deRSE24 in Würzburg). Obwohl die Zusammenarbeit größtenteils auf einer Kerngruppe von Mitgliedern der deutschen RSE-Community – de-RSE – basierte, gab es auch internationale Beiträge, um sicherzustellen, dass die breitere internationale Perspektive in den resultierenden Ergebnissen repräsentiert ist.
Der Zeitaufwand für diese Arbeit und die große Bandbreite an Beiträgen und Perspektiven verdeutlichen die grundlegende Komplexität, die mit der Ermittlung der grundlegenden Kompetenzen und Verantwortlichkeiten eines Research Software Engineers verbunden ist.
Das Papier
„Foundational Competencies and Responsibilities of a Research Software Engineer (Grundlegende Kompetenzen und Verantwortlichkeiten eines Research Software Engineers)“ arbeitet sich durch den Prozess des Verständnisses dessen, was die Rolle eines RSE ausmacht. Es beginnt mit einigen allgemeinen Hintergründen und Begriffen, bevor es die in der Zusammenarbeit herausgearbeiteten Schlüsselwerte eines RSE hervorhebt - was RSEs in ihrer Rolle erreichen wollen und die Werte, die dieser Arbeit zugrunde liegen. Die Autoren betrachten dann die Kompetenzen selbst, die durch ausführliche Diskussionen und Debatten darüber identifiziert wurden, was RSEs tun und wie sie es tun. Diese Fähigkeiten werden in solche unterteilt, die sich direkt auf Software beziehen, solche, die eher forschungsbezogen sind, und solche, die auf Kommunikation ausgerichtet sind. Die TeachingRSE Kollaboration identifiziert diese drei Bereiche als Kern dessen, was ein RSE bietet: Fachkenntnisse in der Softwareentwicklung von hoher Qualität, ein Verständnis der Forschungsumgebung (möglicherweise als direkter Beitrag zur Forschung selbst) und die Fähigkeit, gut zu kommunizieren und hocheffektiv mit Forschenden zusammenzuarbeiten, die möglicherweise keinen Computerhintergrund haben, mit IT-versiertem Personal, das möglicherweise keinen Forschungshintergrund hat, und mit einer Führungsriege, die möglicherweise weder das eine noch das andere hat.
Nach der Definition der grundlegenden Kompetenzen betrachtet die TeachingRSE Kollaboration die Karrierestufen: Was sollten RSEs wissen und in welchem Detailgrad in welchen Karrierestufen? In Anbetracht der Tatsache, dass Forschende zunehmend erwarten, bestimmte technische Fähigkeiten selbst anwenden zu können, listet die TeachingRSE Kollaboration die RSE-Fähigkeiten auf, die Forschende erlernen sollten, um dies zu unterstützen.
Abschließend konzentriert sich die TeachingRSE Kollaboration auf die Tatsache, dass RSEs eine Reihe sehr unterschiedlicher Rollen haben können, die die Anwendung von Fachwissen in verwandten Bereichen beinhalten. Dazu gehören domänenspezifische RSEs, die neben technischen Fähigkeiten auch über Fachwissen im Forschungsbereich verfügen und dieses nutzen. Die Autoren beschreiben auch eine Reihe anderer technischer Spezialisierungen, darunter RSEs mit Fokus auf Daten, Infrastruktur, Hochleistungsrechnen und maschinellem Lernen.
Erfahre mehr, beteilige dich an der Diskussion
Ein Preprint wurde als zweites offizielles Positionspapier von de-RSE angenommen. Um die Diskussion über diese Arbeit weiterzuentwickeln, die Ergebnisse einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und weitere Forschung in diesem Bereich zu durchzuführen, prüfen die Autoren Möglichkeiten zur Veröffentlichung in Fachzeitschriften für die endgültige Version des Papiers. Wenn Du TeachingRSE beitreten und an den Diskussionen und zukünftigen Arbeiten teilnehmen möchtest, nimm Kontakt mit uns auf. Unsere Kontaktdaten findest Du in unserem Github-Repository.
Update (2024-12-02)
Das Papier wurde inzwischen auf F1000 unter dem doi 10.12688/f1000research.157778.1 veröffentlicht und wartet dort auf Peer Reviews.
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