Kaja Scheliga, Tobias Schlauch, Bernadette Fritzsch, Jürgen Fuhrmann, July 26, 2019
Dieser Post fasst die Eindrücke und Ergebnisse des deRSE19-Workshops “Entwicklung von Policies und Richtlinien für Forschungssoftware” zum Thema Publikation und Zitation von Forschungssoftware zusammen.
Es wurde der Bedarf nach klar definierten Workflows in Bezug auf die Publikation von Forschungssoftware deutlich. Wichtig sei hier eine Klarheit über die einzelnen Schritte im Publikationsprozess und damit verbundene Verantwortlichkeiten sowie Ansprechpartner*innen. Auch Review-Verfahren und Freigabeprozesse wurden als wichtige Faktoren angesprochen. Der Grad der Regulierung von Softwarepublikationen blieb als offene Frage im Raum. Sollte es Teil der generellen Publikationsordnung sein oder bedarf es einer eigenen Publikationsordnung für Forschungssoftware? Analog wurde diskutiert, ob der Umgang mit Forschungssoftware Teil des Daten-Managementplans sein sollte oder ob es eines eigenen Software-Managementplans bedürfe. In der Praxis findet man beide Ansätze. Einerseits erfordert beispielsweise das HORIZON-2020-Daten-Managementplan-Template softwarebezogene Angaben. Andererseits hat das Software Sustainability Institute ein eigenes Template für Software-Managementpläne veröffentlicht.
Im Zusammenhang mit Open Science wird oft die allgemeine Forderung vertreten, jede Forschungssoftware zu publizieren. Dies ist sicher in Hinblick auf Nachvollziehbarkeit von Ergebnissen zu begrüßen. Wenn man die Publikation von Software aber als Incentive für die Entwickler*innen zusätzlich zu herkömmlichen Publikationen etablieren will, dann stellt sich die Frage, welche Qualität Forschungssoftware haben muss, um publikationswürdig zu sein. Allgemeiner Konsens war jedoch, dass Forschungssoftware essentieller Bestandteil guter digitaler wissenschaftlicher Praxis ist (siehe auch Kodex „Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)).
Versionierung wurde als integraler Aspekt des Publikationsprozesses diskutiert. Dabei wurde – neben einem kurzen Exkurs zu Standards und Charakteristika von persistenten Identifikationen (insbesondere DOI) – der Fokus auf die Abbildung der Hierarchie und Relation der Versionen zueinander gesetzt. In Verbindung damit wurden auch Ideen zur Frequenz der einzelnen Versionen ausgetauscht. Zu überlegen sei hierbei was die grundlegenden Kriterien für eine neue Version sind. Als offene Frage blieb wie Wertschätzung für Forschungssoftware im Wissenschaftssystem verankert werden kann.
Mit Blick auf Zitation wurde auf die Nutzung der FORCE 11 Software Citation Principles hingewiesen. Konkreter Anpassungsbedarf konnte im Rahmen der dynamischen Diskussionsrunden nicht erörtert werden. Generell sollte aber beim Umgang mit Forschungssoftware die Anknüpfung zu Forschungsdaten und gegebenenfalls auch zu Textpublikationen berücksichtigt werden.